Candida albicans: Pilzparty im Darm

Jeder Mensch lebt mit einer Vielzahl von Mikroorganismen (Bakterien, Viren, Pilzen usw.), welche die Darmflora bilden, aber auch in allen anderen Schleimhautsystemen (Augen, Ohren, Nase, Haut, Genitaltrakt) lebenswichtige Aufgaben übernehmen, beispielsweise die Bildung von Vitaminen, Botenstoffen oder Hormonen. Über 90% des gesamten Serotonins werden von Bakterien im Darm gebildet.

Wir kennen über 2000 unterschiedliche Arten von Bakterien und Hefen alleine in der Darmflora, darunter Candida albicans, der häufigste Vertreter der Candida-Familie. Vieles, was für C. albicans gilt, trifft auch auf die anderen Candida-Arten zu. Liegt eine Candidose vor, nehmen neben Candida albicans auch die anderen Candida-Populationen stark zu. Wenn ich im Folgenden den Begriff Candida verwende, beschränken sich die Aussagen meist nicht auf Candida albicans, sondern gelten auch für die anderen Candida-Arten.

Candida albicans – Partner im System
Candida albicans ist ein normaler Teil unserer Darmflora. Als Hefepilz besteht eine Verwandtschaft zu Back- und Bierhefen. Ein wichtiger Unterschied ist seine Fähigkeit, sich an den Zellen der Darmschleimhaut festzuhalten, wo er festwächst und sich vermehrt. Candida-Organismen sind für die Energieversorgung der Darmschleimhaut und damit für viele Verdauungsvorgänge zuständig. Zusätzlich hat Candida die Fähigkeit, Schwermetalle zu binden und bei deren Ausscheidung zu helfen. Dadurch wird der Körper vor einer Schwermetallvergiftung (zum Beispiel Blei, Arsen, Cadmium, Quecksilber) geschützt. Hefepilze bilden zusammen mit den anderen Mikroorganismen ein ökologisches Gleichgewicht. Bei der Regulation dieses Gleichgewichts spielen neben der Ernährung und dem Lebensstil die Lactobakterien, sowie die Immunabwehr und genauer das Immunglobulin A (IgA) eine wichtige Rolle.

Störungen der Darmflora
Die Menge an Candida wird durch eine intakte Darmflora und ein intaktes Immunsystem im Zaum gehalten. Ist das Immunsystem zu schwach oder die Darmflora gestört, kann sich Candida vermehrt ausbreiten und wird versuchen, den gesamten Organismus zu besiedeln. Die Mundschleimhaut (Mundsoor), die Vaginalschleimhaut oder auch die Haut können betroffen sein.

Das Ökosystem Darmflora wird durch Antibiotika, Pestizide, Konservierungsstoffe, Genussmittel, zu saure Nahrungsmittel, durch zu viel Zucker, aber auch durch Stress gestört. Jedes Pestizid hat antibiotische Wirkungen und damit das Potenzial, wichtige Bakterienkolonien zu zerstören. Grundsätzlich wird alles, was Bakterien stört, die Ausbreitung von Hefepilzen begünstigen. Und umgekehrt wird die Ausbreitung von Hefepilzen erschwert, wenn die Bakterienbesiedelung gestärkt wird.

Frühe Begegnung mit Candida albicans
Candida albicans gelangt schon sehr bald nach der Geburt in den Darm. Im Alter von 6 Monaten findet er sich bei 90% aller Babys im Verdauungstrakt
– Kleinkinder nehmen alles in den Mund und versorgen sich so mit den nötigen Mikroorganismen.

Die sogenannte Windeldermatitis oder der Mundsoor sind Zeichen der erfolgten Candida-Aufnahme und der immunologischen Auseinandersetzung. In der Regel heilen diese frühen ‚Infektionen‘ von selbst aus und führen so zu einer Stärkung des mikrobiologischen Systems. Das Immunsystem des Kindes hat gelernt mit einer angemessenen Ausschüttung des sekretorischen IgA die Ausbreitung von Candida zu kontrollieren. Das Immunsystem der Mutter überträgt mit der Muttermilch wichtige Informationen zur Immunabwehr und hilft so dem Kind bei der Erstauseinandersetzung mit Candida. Bei gestillten Kindern bleiben die Fälle von früher Candida-Infektion meist harmlos. Kommt es allerdings bereits in dieser Zeit zu einer Behandlung mit  ntimykotika, kann der Organismus die notwendigen Abwehrmechanismen nicht ausreichend entwickeln und ist hinsichtlich der Candida-Abwehr auch später im Leben deutlich geschwächt.

Wenn die Selbstregulation außer
Kontrolle gerät – Candidose Anfänglich geringfügige Pilzkonzentrationen können sich bei einer geschwächten Immunabwehr rasch erhöhen. Wenn das chemische Milieu leicht sauer ist und ausreichend Zucker bzw. Kohlenhydrate in der Ernährung sind, vermehren sich die Pilze ähnlich schnell wie die Hefe in einem Hefeteig. Im 37°C warmen Darm fühlen sich die Candida-Hefen pudelwohl und vervielfachen sich innerhalb weniger Tage. Bei einer  eschwächten Immunabwehr kann es so zu einer massiven Überwucherung des Darmes mit Hefepilzen kommen. Kann eine ausgeprägte Überwucherung  om Immunsystem nicht mehr kontrolliert werden, spricht man von Candidose. Das Immunsystem wird weiterhin versuchen, den Pilz zu reduzieren, ist damit aber permanent, über Wochen und Monate so stark beschäftigt, dass es sich mit der Zeit erschöpft und damit den Weg für schwere degenerative Erkrankungen bereitet. Daher sollte eine Candidose ernst genommen und umfassend therapiert werden.

Symptome der Candidose
Die Liste der möglichen Symptome einer Candidose ist lang. Viele der Symptome sind jedoch unspezifisch und können auch andere Auslöser haben. Wenn mehrere der genannten Symptome vorliegen, kann man eine Candidose vermuten. Mögliche Symptome:

  • Häufige Harnwegsinfekte, auch unspezifisch
  • Migräne, Kopfschmerzen
  • Müdigkeit, Erschöpfung
  • Schuppen (Kopfhaut)
  • Übermäßige Blähungen
  • Aufgeblähter Bauchraum
  • Fructoseintoleranz
  • Durchfälle oder Verstopfung, auch wechselnd
  • Morgens verkatert aufwachen (ohne am Vorabend Alkohol zu trinken)
  • Mundgeruch
  • Depressive Verstimmung
  • ADS
  • Schlechte Leberwerte (sog. ‚Säuferenzyme‘: GLDH, GGT, ASAT, ALAT)
  • Bauchschmerzen
  • Immunschwäche, Infektanfälligkeit
  • Schlafstörungen
  • Erhöhter Körpergeruch
  • Hormonstörungen
  • Starke Regelschmerzen
  • Rückenschmerzen (beidseitig)
  • Störungen des Nervensystems, z.B. Aggressionen, gestörte Motorik

Extremform der Candidose: Eigenbrauerei- Syndrom – Party überall?
Wie Bier- oder Backhefe ist auch Candida albicans an der Bildung von Alkohol beteiligt. Wenn zucker- bzw. kohlenhydrathaltige Nahrungsmittel auf ein feuchtwarmes Milieu im Darm mit übermäßig vielen Candida-Hefen treffen, beginnen die Gärungsvorgänge. Bei ausgeprägten Candida- Besiedelungen in Kombination mit vielen Süßspeisen können so Blutalkohol-Werte von über 1,3 Promille erreicht werden! Problematisch ist dabei auch, dass Candida keine Reinzuchthefe ist und daher neben dem Äthylalkohol (der in Bier und Wein enthalten ist) auch eine ganze Reihe von schädlichen Fuselalkoholen produziert.

Dies führt zu einer enormen dauerhaften Belastung der Leber und lässt sich im Blutbild in den Leberwerten ablesen – auch wenn der Mensch keinen oder nur sehr selten Alkohol trinkt. Die fälschliche Unterstellung des Alkoholismus geschieht durch Ärzte weit häufiger als man denkt. Die beste Bedingung für die Alkoholgärung finden die Pilze vor, wenn sie am Abend noch reichlich mit Kohlenhydraten „gefüttert“ werden, wie etwa mit Brot, Pasta, Pizza, Bier,  Kuchen oder süßen Nachspeisen. Im dunklen und warmen Milieu des Dünndarmes, der in der Nacht seine Verdauungstätigkeit reduziert, beginnt der Pilz ungehindert mit der Verstoffwechselung. Es kommt zur Gärung und somit zur Bildung von Alkohol. Die Folge ist ein „böses“ Erwachen: Müdigkeit und Zerschlagenheit am Morgen, ein verkatertes Gefühl, Mattigkeit den ganzen Tag über, Kopfschmerzen, sowie depressive Verstimmtheit sind typische Symptome.

Neurologische Symptome und Verhaltensauffälligkeiten
Ein weiteres Stoffwechselabbauprodukt von Candida ist ein Zimtsäurederivat. Diese hormonähnliche Substanz gleicht in ihrer chemischen Struktur Katecholaminen, die unter anderem als Botenstoffe für die Reizübertragung im Gehirn zuständig sind. Es kann die Bluthirnschranke passieren und in das hormonelle Kontrollzentrum gelangen. Neurologische Erkrankungen und Störungen, die mit erhöhtem Bewegungsdrang und Erregung einhergehen, lassen sich mit diesem Stoff in Verbindung bringen, da er dem Hormon Dopamin (hemmt die Motorik) entgegenwirkt.

Generell kann man sagen, dass Hefen Substanzen produzieren, die das Verhalten und Denken beeinflussen. Beim hyperkinetischen Syndrom und ADS bei Kindern sollte immer auch eine mögliche Candidose in Betracht gezogen werden. Ebenso gibt es Zusammenhänge zwischen dem Chronic Fatigue Syndrom (CFS) und Hefepilzen im Darm. Aggressive Verhaltensauffälligkeiten, depressive Verstimmungen bis hin zu manifesten Psychosen können eine Folge der Candida-Belastung sein. Natürlich ist der psychogene Effekt einer Candidose immer nur ein Aspekt bei der Entwicklung dieser Auffälligkeiten und von der Situation des Betroffenen und seiner Persönlichkeit abhängig.

Immunreaktionen und Nahrungsmittel
Eine massive Überwucherung der Darmflora bedeutet auch eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora, die wesentlich ist um die Darmschleimhaut als Körpergrenze aufrecht zu erhalten. Pilze können die Schleimhautoberfläche durchdringen und das Darmgewebe selbst befallen. Wenn der Pilz derart in die Tiefe vorstößt, werden die kleinen Blutgefäße in den Zotten des Darmes verletzt. Es können Darmblutungen auftreten und der Darm wird zunehmend durchlässiger. Unverdaute Nahrungsmittelpartikel gelangen durch die Darmschleimhaut hindurch in den Körper und müssen nun vom Immunsystem als Eindringlinge erkannt und unschädlich gemacht werden.

Immunreaktionen und Nahrungsmittel
Eine massive Überwucherung der Darmflora bedeutet auch eine aus dem Gleichgewicht geratene Darmflora, die wesentlich ist um die Darmschleimhaut als Körpergrenze aufrecht zu erhalten. Pilze können die Schleimhautoberfläche durchdringen und das Darmgewebe selbst befallen. Wenn der Pilz derart in die Tiefe vorstößt, werden die kleinen Blutgefäße in den Zotten des Darmes verletzt. Es können Darmblutungen auftreten und der Darm wird zunehmend durchlässiger. Unverdaute Nahrungsmittelpartikel gelangen durch die Darmschleimhaut hindurch in den Körper und müssen nun vom Immunsystem als Eindringlinge erkannt und unschädlich gemacht werden. Es kommt also zu vielfältigen Immunreaktionen auf Nahrungsmittel, die von einer funktionierenden Darmschleimhaut unproblematisch verdaut bzw. zurückgehalten würden. Bei einer geschädigten Darmschleimhaut entstehen Immunreaktionen auf diverse Nahrungsmittel, egal wie ‚bio‘ oder ‚gesund‘ dieses Nahrungsmittel im Normalfall auch sein mag. Eine Candida-Überwucherung belastet an sich schon das Immunsystem. Kommen durch die Schädigung der Darmschleimhaut noch Immunreaktionen auf unterschiedliche Nahrungsmittel hinzu, wird das Immunsystem zu kontinuierlichen Höchstleistungen gezwungen. Die Entsorgung der dabei gebildeten Immunkomplexe ist eine weitere Herausforderung für den bereits geschwächten Organismus.

Die Ursachen
Alles, was das ausbalancierte Zusammenwirken innerhalb des mikrobiologischen Systems beeinträchtigt, kann eine Candidose begünstigen:

  • Eine Schwächung des Immunsystems
  • Eine Veränderung des chemischen Milieus im Darm
  • Eine Belastung des Organismus mit Schwermetallen
  • Eingriffe in das mikrobiologische System

Schwaches Immunsystem begünstigt Candida
Eine ganze Reihe von Faktoren kann die Immunabwehr schwächen. Grundsätzlich gilt: alles, was das Immunsystem langfristig belastet, wird es vermutlich auch schwächen. Anhaltende Krankheiten bspw., die durch Infektionen mit Bakterien, Viren, Pilzen oder Parasiten ausgelöst wurden und eine erhöhte immunologische Energie erfordern, tragen zu einer Schwächung bei.
Aber auch andere Faktoren belasten das Immunsystem: psychische Belastung, Umwelteinflüsse, Giftstoffe, Immunreaktionen gegen Nahrungsmittel sowie Allergien. Besonders dann, wenn mehrere Faktoren gleichzeitig auftreten, kommt es zu einer Schwächung der Immunkompetenz.
Auch mangelnde Hygiene, Unter- bzw. Überversorgung mit Nährstoffen und Nahrungsmitteln, wenig Schlaf, ungesunde Lebensweise und Stress im Alltag wirken schwächend.
Bei der Einnahme von Medikamenten sind deren vielfältige Wirkungen zu beachten. Keim- und zelltötende Medikamente, wie Antibiotika, Antimykotika und Zytostatika, belasten das Immunsystem empfindlich und schädigen in hohem Maß die mikrobiologischen Kulturen im Darm. Medikamente, deren spezifische Wirkung es ist, das Immunsystem zu unterdrücken (z. B. Cortison oder Methotrexat), blockieren das Abwehrverhalten und so die natürliche Regulation des Pilzwachstums.

Übersäuerung im Darm – Candida mag`s sauer
Der pH-Wert im Dünndarm liegt in der Regel bei durchschnittlich 7,4. In dieser leicht basischen Umgebung halten sich Pilze und Hefen nur ungern auf, sie bevorzugen saures Milieu. In einem gesunden, alkalischen Dünndarmmilieu können Hefen und Pilze nicht effektiv wirken und Candida hat wenig Möglichkeiten, sich übermäßig zu verbreiten.
Anders sieht es aus, wenn sich der pH-Wert im Dünndarm langfristig in Richtung sauer verschiebt: es entsteht eine Umgebung, in der sich die Candida-Kulturen pudelwohl fühlen und übermäßig wachsen.
Hauptursache der chronischen Übersäuerung des Darms sind eine eiweiß- und kohlenhydratreiche Ernährung (Fleisch, Milchprodukte, Süßigkeiten, Nudeln und Brot im Übermaß), sowie Genussmittel wie Kaffee, Alkohol, Softdrinks und Zucker. Sie senken im Laufe der Verstoffwechselung den pH-Wert im Darm.
Die Folge der Übersäuerung ist die Schädigung der Darmflora und der Darmschleimhaut: Bakterien, die eher das basische Milieu bevorzugen, werden im Wachstum gedämpft, Hefen und Pilze in ihrer Ausbreitung angeregt. Epithelzellen, deren Funktion die Aufnahme der Nährstoffe ist, wandeln sich bei Übersäuerung vermehrt in schleimbildende Becherzellen um. Ihr basischer Schleim wirkt als Säurepuffer und schützt so die Aufrechterhaltung der gesamten Darmschleimhaut. Bei einer ausgeprägten Übersäuerung gehen die Becherzellen schließlich zu Grunde und geben ihren gesamten Inhalt ab. Hierdurch kommt es zu kleinen Öffnungen der Darmschleimhaut (leaky gut), wodurch wiederum unverdaute Nahrung die Darmschleimhaut passieren kann und vom Immunsystem unschädlich gemacht werden muss. Besteht über einen längeren Zeitraum die Durchlässigkeitsstörung der Darmschleimhaut, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit für Autoimmunreaktionen. Nahrungsmittel bestehen grundsätzlich aus denselben Stoffen wie der menschliche Körper (Kohlenhydrate, Fett, Mineralien, Wasser, Protein). Wird das Immunsystem gezwungen, permanent auf unverdaute Nahrungsmittel zu reagieren, befindet es sich in ständiger Alarmbereitschaft und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass es aus Versehen körpereigene Zellen mit körperähnlichen Fremdstoffen wie unverdauter Nahrung verwechselt. Je ausgeprägter also die Durchlässigkeit des Darms ist, desto höher ist die benötigte immunologische Energie und damit die Belastung und Schwächung des Immunsystems. Im Alltag steht für den Organismus so nicht mehr die gesamte Energie zur Verfügung und der Betroffene wird sich generell leistungsschwächer fühlen.
Die Darmschleimhaut ist unser größtes mikrobiologisches System mit circa 2-3 Kilogramm an Mikroorganismen, die in ihr leben. Alle anderen Schleimhautsysteme (Augen, Ohren, Mund, Nase, Geschlechtsorgane) entwickeln sich später und sind mit der Darmschleimhaut verbunden. Größere Störungen der Darmschleimhaut ziehen in der Regel auch Störungen der anderen Schleimhautsysteme nach sich, beispielsweise Allergien, häufige Entzündungen des Harntrakts, Pilzerkrankungen, Ohren- und Augenentzündungen oder Bläschen im Mund und Zahnfleischbluten.

Schwermetalle im Darm
Durch Umweltbelastungen können auch erhöhte Mengen an Blei, Quecksilber, Arsen, Kadmium oder Aluminium in den Körper gelangen. Wie bereits erwähnt, bindet Candida a. Schwermetalle und macht sie ausscheidungsfähig. Sobald vermehrt Schwermetalle in den Körper gelangen, wird sich der Körper vor einer Vergiftung versuchen zu schützen und er begünstigt deshalb die Ausbreitung von Candida.
Liegt eine Schwermetallbelastung vor, ist eine Candida-Reduktion kontraproduktiv. Vor allem eine Behandlung mit Antimykotika wie Nystatin kann plötzlich große Mengen an Schwermetallen freisetzen. Eine Candidose ist akut weniger bedrohlich als eine Schwermetallvergiftung.
Liegt eine Belastung des Körpers mit Schwermetallen vor, ist es wichtig, erst die Quelle der Belastung zu finden, auszuschalten und anschließend auszuleiten, bevor mit Maßnahmen gegen die Candidose begonnen werden kann. Die Vermutung einer Schwermetallbelastung ergibt sich meist aus der Anamnese und dem bisherigen Ernährungsverhalten. Deuten die genannten Symptome auf eine Candidose hin, die nicht über das bisherige Ernährungsverhalten und den Lebensstil erklärt werden kann, liegt die Vermutung einer Schwermetallbelastung nahe.

Eingriffe in das mikrobiologische System
Einen der folgenreichsten direkten Eingriffe in das ökologische System bildet die Gabe von Antibiotika und Sulfonamiden. Sinnvoll eingesetzt sind diese Substanzen wertvolle Therapeutika, sie zerstören allerdings auch einen großen Teil der Darmbakterien und damit die „gute“ Darmflora, die ein Ausbreiten von Candida verhindert. Gegen den Pilz wirken diese Mittel nicht, sodass er sich ungehindert ausbreiten kann. Vermutlich kommen Candidosen heutzutage auch deshalb so häufig vor, weil wir wesentlich intensiver antibiotischen Substanzen ausgesetzt sind als früher. Neben der Aufnahme als Medikament ist auch der Antibiotika-Gehalt in Nahrungsmitteln wie Fleisch, Milchprodukten, Geflügel und Eiern aus konventioneller Herstellung zu beachten.

Die Diagnose
Der Nachweis von Candida ist schwierig. Drei Testmethoden möchte ich dennoch kurz erläutern:

  1. Stuhltests und Anamnese
    Die Stuhltests basieren auf der Annahme, dass bei einer Überbesiedlung der Pilz vermehrt ausgeschieden wird. Negative Testergebnisse lassen allerdings nicht zwangsläufig den Umkehrschluss zu, dass keine Candidose vorliegt. Denn Candida verteilt sich nicht gleichmäßig im Stuhl und so kann es sein, dass ausgerechnet jene Teile des Stuhls untersucht wurden, die keinen enthielten. Stuhltests sind grundsätzlich aussagekräftiger über den Zustand des Dickdarms. Im Dünndarm kann es allerdings ganz anders aussehen. Es ist daher wichtig, mehrere Proben zu untersuchen, die von verschiedenen Stellen des Stuhls genommen wurden. Ist der Test positiv, kann man von einer diagnostizierten Candidose sprechen. Ob diese allerdings pathologisch (krankhaft) ist, darf nicht allein vom Test her entschieden werden. Denn bei einer Schwermetallbelastung ist ebenfalls Candida im Stuhl nachweisbar, da die Giftstoffe mit dem Pilz ausgeschieden werden. Bei der Diagnostik müssen die unspezifischen Symptome aus der Anamnese immer mit hinzugenommen werden.
  2. IgG-Test und Anamnese
    Deutlich zuverlässiger zeigen Immuntests bei Reaktionen auf Bier- und Backhefen, Aspergillus Niger und Speisepilzen eine Candida-Belastung an. Bei diesen Tests werden im Serum des Patienten IgG-Antikörperreaktionen gegen eine Reihe von Nahrungsmittel sowie gegen Pilze untersucht (z.B. Cytolisa® oder Pro Immun M®). Auch hier gilt es, die unspezifischen Symptome aus der Anamnese hinzu zu nehmen, um das Ausmaß und vor allen Dingen die Auswirkungen der übermäßigen Candida-Besiedelung einschätzen zu können.
  3. Selbst-Test mit Spucke
    Am besten morgens wird in ein zur Hälfte mit Wasser gefülltes Glas gespuckt. Schwimmt die Spucke lange oben und zieht keine Fäden ist alles in Ordnung. Sinkt die Spucke rasch zum Boden des Glases und zieht Fäden, ist eine übermäßige Candida-Besiedelung wahrscheinlich. Den Spucke-Test empfehle ich Menschen, die zur Motivation gerne eine Messmethode haben möchten. Auch hier gilt, dass der Test nur in Verbindung mit einer gründlichen Anamnese hilfreich zur Einschätzung der Gesamtsituation ist.

Die Therapie
Der klassische Ansatz der Candia-Therapie ist, den Pilz mit einer kohlenhydratfreien Ernährung über die Dauer von mehreren Monaten auszuhungern und zusätzlich durch antimykotische Medikamente (Nystatin) im Darm abzutöten. Die Erfahrung zeigt, dass bei einer medikamentösen Behandlung der Pilz mitsamt der Symptome meist innerhalb von 14 Tagen zurückkehrt und tendenziell gestärkt aus dem Kampf hervorgeht. Vermutlich reagiert er auf die medikamentöse Behandlung mit einem noch tieferen Rückzug in die Untiefen der Darmschleimhaut und erobert so quasi nebenbei neue Lebensräume. Nach einer mehrmonatigen konsequenten Ernährungsweise wird den Patienten erlaubt, wieder normal zu essen. Doch der Rückfall in alte Essmuster wird schnell wieder optimale Lebensbedingungen für Candida schaffen.
Dauerhaft wirksam und hilfreich zur Besserung einer Candidose ist eine konsequente, langfristige und individuell passende Ernährungsumstellung in Kombination mit Probiotika (Laktobakterien verdrängen Candia). Es gilt, Immunreaktionen auf Nahrungsmittel zu vermeiden, um das Immunsystem zu entlasten und die Regeneration der Darmschleimhaut zu ermöglichen. Dadurch wird das Immunsystem langsam wieder in die Lage versetzt, die Menge an Candida in gewissem Maße selbständig regulieren zu können. Zusätzlich helfen Probiotika zum Aufbau der Darmflora. Aber: Solange die Ernährung nicht stimmt, werden Probiotika keine geeigneten Lebensbedingen vorfinden und sich nicht längerfristig ansiedeln können. Caprylsäure (aus Kokosöl) wirkt direkt gegen Candida und kann gerade zu Beginn einen starken Impuls zur Reduktion der Hefen beitragen. Weiterhin sind generell alle Maßnahmen hilfreich, die das Immunsystem langfristig stärken.

Die Therapie einer Candidose muss also bei deren primären Ursachen ansetzen:

  • Stärkung des Immunsystems
  • Ernährungsumstellung unter Berücksichtigung des Säuren-Basen-Haushaltes und individueller Verträglichkeit von Nahrungsmitteln
  • Aufbau einer gesunden und vielfältigen Darmflora mit Unterstützung durch Prä- und Probiotika (z.B. CALM von www.my-probiotic-shop.com )
  • Berücksichtigung der glykämischen Last (Kohlenhydrat/ Zuckermenge in der Nahrung)
  • Ausleitung von Schwermetallen

Wie soll ich mich bei einer Candidose ernähren?

    1. Ausgewogenes Verhältnis zwischen basischen und sauren Nahrungsmitteln
      Der tägliche Speiseplan sollte zu 60-70 Prozent aus basischen Lebensmitteln bestehen. Als basisch bezeichnet man jedes Nahrungsmittel, das im Prozess der Verstoffwechselung das Milieu im Darm ausgleicht (basifiziert). Eine einfache Faustregel hilft bei der Unterscheidung der Lebensmittel: Je weniger Protein (Eiweiss) ein Lebensmittel enthält, umso basischer wird es verstoffwechselt. Gemüse und Obst werden immer basisch verstoffwechselt, Genussmittel immer sauer.
    2. Eiweißhaltige Lebensmittel eher vormittags bis mittags verzehren, das Abendessen möglichst zeitig und möglichst als reine Gemüsemahlzeit gestalten
      Vormittags bis mittags ist unsere Verdauung besser in der Lage, komplexe Verdauungsaufgaben (Protein) zu bewältigen. Wird abends proteinreich gegessen, kann die Nahrung nicht vor der Nachtruhe vollständig verdaut werden und es kommt – begünstigt durch die übermäßige Hefebesiedelung zu nächtlichen Fäulnis- und Gärungsprozessen. Gerade nachts finden wichtige Reinigungs- und Regenerationsvorgänge im Verdauungstrakt statt, die bei spätem und reichhaltigem Essen nicht erfolgen können.
    3. Liegen Immunreaktionen auf Nahrungsmittel vor, sollten die entsprechenden Nahrungsmittel vermieden werden
      Meist geht eine Candidose mit einer Durchlässigkeitsstörung der Darmschleimhaut (leaky gut) einher. Um das Immunsystem effektiv zu entlasten, sollten alle Nahrungsmittel vermieden werden, die nicht gut verdaut werden können. Eine Testung kann über einen IgG-Test erfolgen (z.B. Cytolisa oder Pro Immun).
    4. Berücksichtigung der glykämischen Last
      Die glykämische Last beschreibt die Auswirkungen eines kohlenhydrat- bzw. zuckerhaltigen Nahrungsmittels auf den Blutzuckerspiegel. Kohlenhydrat- und Blutzuckerspitzen gilt es zu vermeiden, um Candida möglichst wenig Nahrung zuzuführen.

Praxisbeispiel 1
Patientin, Anfang 40, sportlich, gesund, Nichtraucherin und strikte Antialkoholikerin.
Bei einer Routineuntersuchung ergeben sich deutlich erhöhte Leberwerte, die auf eine chronische Leberschädigung hinweisen. Die Ursachen waren aber völlig unklar, da die Patientin sich seit jeher ‚gesund‘ ernährt und besonderen Wert auch auf frisches Obst und Gemüse legt, zwar öfters größere Mengen Süßigkeiten zu sich nimmt aber dann hauptsächlich mit Honig gesüßte Kuchen, getrocknete Früchte, Bioschokolade etc.
Ein Screening Test für Nahrungsmittel-Unverträglichkeiten ergab starke Reaktionen gegen Backhefe, Bierhefe, Aspergillus niger sowie gegen eine große Zahl von Obst und Gemüse. Nach einer Ernährungsberatung begann die Patientin mit einer entsprechenden Diät: Verzicht auf Süßigkeiten, Vermeidung von frischem Obst und Gemüse, vor allem abends.

30.12.

21.01.

04.02.

13.04.

ASAT

3.375 (NW<0.52)

0.447 (NW<0.52)

0.804 (NW<0.52)

0.508 (NW<0.52)

ALAT

4.233 (NW<0.56)

0.500 (NW<0.56)

1.163 (NW<0.56)

0.532 (NW<0.56)

GLDH

4071 (NW<80)

68 (NW<80)

569 (NW<80)

93 (NW<80)

GGT

1.25 (NW<0.63)

0.53 (NW<0.63)

0.49 (NW<0.63)

0.24 (NW<0.63)

10.01. Beginn der Ernährungsumstellung
02.02. Familienfeier mit viel Kuchen

Schon nach ca. 2 Wochen zeigte sich eine eindrucksvolle Verbesserung der Leberwerte und die Patientin berichtete begeistert, dass sie keine Migräneattacken mehr habe. Erst jetzt stellte sich heraus, dass sie ständig unter starken Kopfschmerzen gelitten und sich so sehr daran gewöhnt hatte, dass sie das als „normal“ ansah und auch keine Schmerzmittel mehr einnahm, so wie in früheren Jahren, weil diese Medikamente ohnedies nicht wirken würden. Als sie eine weitere Woche später bei einem Familienfest dem Kuchenbuffet kräftig zusprach, wurde sie durch eine mehrtägige heftige Migräne „abgestraft“. Gleichzeitig erhöhten sich wieder die Leberwerte. Die Diät wurde danach weitergeführt und die Werte normalisierten sich wieder.

Praxisbeispiel 2
Patientin, 46 Jahre alt, 165cm, 78kg
Diagnose: Reizdarmsyndrom, Durchfall, Sodbrennen
Krankheiten: CFS, Adipositas, Polypen
Symptome: Husten, Rückenschmerzen, Blähungen, Blähbauch, Durchfall, Übergewicht, Erschöpfung, Konzentrationsschwäche

Ernährung bisher: Hausmannskost, oft Süßigkeiten, Heißhunger auf Süßes

Aus dem Anamnesebogen vermute ich eine starke übermäßige Candida-Besiedelung: Erschöpfung, Konzentrationsschwäche, Blähungen, Durchfall und Heißhunger auf Süßes. Gelegentlich hängen auch Rückenschmerzen mit dem ständigen aufgebläht sein (CO2 – Bildung der Hefen) zusammen. Die Patientin berichtet über sehr starke Blähungen (Miss Pupsi).

Der Screening-Test bestätigt die Vermutung einer Candidose: besonders starke Reaktionen auf Backhefe, Bierhefe, Aspergillus Niger und Speisepilze in Kombination spiegeln die Candida-Belastung wider. Zusätzlich reagiert die Patientin auf alle Milchprodukte sehr stark, einige tierische Proteine und Getreidearten werden ebenfalls nicht vertragen, eine ausgeprägte Durchlässigkeitsstörung (leaky gut) liegt vor.

Nach 14 Tagen Ernährungsumstellung beginnen sich die Verdauungsbeschwerden zu bessern und das Sodbrennen, welches früher mindestens jeden zweiten Tag auftrat, verschwindet vollständig. Zusätzlich nimmt sie CALM als Probiotikum. Nach weiteren zwei Wochen sind die Verdauungsbeschwerden vollständig verschwunden. Die Konzentrationsfähigkeit ist deutlich besser und sie fühlt sich fitter.
Sie hält sich über einen Zeitraum von vier Monaten konsequent an die Empfehlungen, gelegentliche Ausnahmen merkt sie sofort mit Durchfall und Magenschmerzen. Nach vier Monaten probiert sie in Absprache einige der reagierenden Nahrungsmittel wieder aus und diese verträgt sie nun problemlos – wenn Nahrungsmittel nach einer gewissen Karenzzeit wieder vertragen werden, ist dies ein Zeichen für die Regeneration der Darmschleimhaut. Die Grundsätze der Candida-reduzierenden Diät behält sie dauerhaft bei und ist inzwischen sehr glücklich mit ihrer Ernährung und ihrem Wohlbefinden.